Simon Lissner erklärt nach Jahrzehnten des Engagements seinen Parteiaustritt (GRÜNE):
„Liebe Freundinnen und Freunde,
der Bundesparteitag zu Wiesbaden nach dem Crash der Rot-Gelb-Grünen Koalition, hat meine Erwartungen durchaus noch übertroffen. Mit diesem Parteitag hat die Partei eindrucksvoll ihren Willen dokumentiert, jedwede Grenze nach rechts zu überschreiten, wenn diese Anbiederung an den deutschen Konservativismus nur dazu verhilft, in welcher Koalition auch immer, weiter mitregieren zu dürfen. Eine irgendwie beachtenswerte oder gar zu respektierende oppositionelle Strömung, auf die seitens der politischen Führung in irgendeiner Form inhaltlich Rücksicht genommen werden müsste, vermag ich nicht mehr zu erkennen.
Die Mehrheitsverhältnisse in der Partei auf allen Ebenen sind da eindeutig und am Willen ihrer Mitglieder gibt es keinen Zweifel, wie sich an den Abstimmungsergebnissen aber besonders an der Stimmung auf dem Parteitag ablesen lässt. Standing Ovation im Minutentakt für die Repräsentantinnen und Repräsentanten dieses Kurses.
Als Demokrat bleibt mir nur eines. In Anerkennung des Mehrheitswillens der Parteimitglieder und besonders auch die Unterstützung dieses Kurses durch Freundinnen und Freunde in der Partei wahrnehmend und respektierend, habe ich entschieden, die Partei zum 1.1.2025 zu verlassen. Viele werden diesen Schritt begrüßen, einige wenige bedauern.
An letztere gerichtet, zitiere ich Hans Christian Ströbele aus dem Gedächtnis und in Erinnerung eines Gespräches: „Ich werde niemals meine Unterschrift unter etwas setzen, was Menschen herabsetzt und kujoniert.“
In der Praxis hat sich die Partei von ihren sozialen, humanitären, ökologischen und demokratischen Werten so weit entfernt, dass es für mich Zeit ist zu gehen. Seitens dieser Partei erwarte ich keine positive Änderung ihres politischen Kurses mehr, Kritik im Innern angesichts der Mehrheitsverhältnisse scheint mir sinnlos, wenn nicht sogar den Rechtskurs der Partei bekräftigend oder verschärfend, wenn auf Parteitagen Anträge zum Schutze des noch gültigen Grundsatzprogrammes mit fulminanten Mehrheiten zurückgewiesen werden.
In diesem nun begonnenen Wahlkampf möchte ich keinesfalls den Alibi-Linken spielen, für eine Politik, die in allen vorstellbaren Themengebieten unterdessen Teil des Problems ist. Auf dem Schild der Partei getragen, umgesetzt durch ein Führungspersonal, zu dem ich gänzlich das Vertrauen verloren habe, halte ich es nicht für redlich, wiewohl in der Partei verbreitetes Verhalten, Mitglied zu sein, aber eine andere Partei zu wählen.
Wer sich für die Langfassung meiner Begründung interessiert: https://gruenealternative.de/was-nicht-passt-wird-passend-gemacht/