24.10.2020
ONLINE LESUNG UND GESPRÄCH mit Ludwig T. Heuss (Hg.) und Bernhard Schulz (Tagesspiegel Berlin)
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Ursula Wolff war sieben Jahre alt, als sie 1937 um ein Haar in die Fänge der Gestapo geriet. Doch sie entkam mit ihrer Mutter und einer Schar weiterer Kinder. Dies gelang auch dank der Hilfe des Widerstandskämpfers Ernst Ludwig Heuss. Der Sohn des späteren Bundespräsidenten Theodor Heuss sollte viele Jahre nach dem Krieg Ursulas Ehemann werden.
Ursulas Mutter war in den 1930er-Jahren keine Unbekannte: Annemarie Wolff-Richter leitete während der Weimarer Republik ein fortschrittliches Erziehungsheim in Berlin, ein Vorzeigeprojekt der Kinder- und Jugendpflege. Im Nationalsozialismus unterstützte sie den Widerstand, leistete Fluchthilfe und versteckte jüdische Verfolgte. Schließlich mussten sie und die Kinder fliehen. Die Flucht führte sie nach Kroatien, wo sich Annemarie nach der Okkupation Jugoslawiens 1941 den Partisanen anschloss, bis die Faschisten sie aufspürten. 1945 wurde sie im Konzentrationslager Jasenovac umgebracht.
Die Biografie von Annemarie Wolff-Richter ist ein eindrucksvolles und berührendes Zeitzeugnis. Es steht für das Schicksal von Menschen, die unter der nationalsozialistischen Herrschaft nach humanitären Grundsätzen lebten und wirkten. Sie wurden gnadenlos verfolgt und sind dennoch mit Mut und Verantwortung bis zuletzt für ihre Überzeugungen eingestanden.
Ludwig Theodor Heuss und die Politologin Marina Sindram haben sie nach den Erinnerungen der Tochter Ursula Heuss-Wolff verfasst und um Dokumente aus dem Privatarchiv und von Weggefährten ergänzt.
Marina Sindram (Autorin) ist Politologin und Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Familienarchiv Heuss in Basel.
Ludwig Theodor Heuss (Hg.) arbeitet als Arzt in Zürich und ist Verleger sowie der Enkel von Theodor Heuss, dem ersten Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland, und Sohn von Ursula Heuss-Wolff.
Ursula Heuss-Wolff gab die Interviews zur Biografie ihrer Mutter, Annemarie Wolff-Richter.