1873 – Eine Kindheit, Blick ins 19. Jahrhundert

Kindheit in den 70er Jahren des 19. Jahrhundert, aber nicht nur das. Eine alte Familie die Freund’sche. Der Autor wagt einen kleinen Ausflug, der bis ins Jahr um 1600 geht. 1873 durften die Eltern ihren kleinen Erdenbürger begrüßen. Und – da sind so einige Geschichten, von denen wir bis auf den heutigen Tag sagen dürfen: Gut das unsere Alten nicht alles wussten, was uns vergnügte ;-).
In Erwägung, dass wir die nun Lesenden, alles „Kinder der Überlebenden“ sind, Eingedenk der Tatsache, sollten wir nicht Überheblich auf unsere Altvorderen herab blicken. Nun, im Jahr 2020 erstmals eine Pandemie erlebend, finden wir so manchen Hinweis in den Erzählungen der Alten. Jedenfalls – die Möglichkeit besteht.

Im Original beginnt der Abschnitt mit der Überschrift (Bd-I-001-020): „Band I“ und „Im Elternhaus am Chiemsee“.

Soweit meine Erinnerung in die frühe Kindheit zurückreicht, ist sie im Allgemeinen ziemlich verschwommener Natur. Nur ein Klares, Liebes, Freundliches steht hell und deutlich darin: meine Mutter! Ich kann nicht anders als nur in tiefster Dankbarkeit und Verehrung an sie denken. Ich glaube, ich habe sie kaum im Leben anders als arbeitend und sorgend für die Ihrigen gesehen. Was hat sie alles am Munde abgedarbt, wie hat sie sich tagaus tagein geschunden und geplagt, um mir den Weg ins Leben leichter und dornenfreier zu machen! Als junger Mensch freilich sieht und würdigt man solche Mutterliebe nicht, wie sie es verdiente, und wenn sie einem in ihrer ganzen Größe und Heiligkeit zu dämmern anfängt – meist hat man dann selber schon Kinder, und vielleicht muss man sie dazu haben – dann ist es oft zu spät, wenigstens für die Mutter.

Meine Mutter stammte aus einem armen, kleinen Gebirgsbauernhause in der Sachranger Gegend an der Tiroler Grenze. Bis zu ihrem 39. Lebensjahr hatte sie sich dienend durchs Leben geschlagen. Dann heiratete sie meinen Vater, der damals schon 47 Jahre zählte. Auch er, der jüngste Sohn unter elf Kindern einer Chiemgauer Bauernfamilie, hatte ich, wie das gewöhnlich nun einmal das Los der nachgeborenen Bauernsöhne bei uns ist, als Dienstknecht sein Brot verdienen müssen.

Bis zu ihrer Heirat 1871 hatten sich die beiden soviel erspart, dass sie ein Häuschen mit etwa drei Tagwerk Grund und Boden, zwei Kühen und einigen Ziegen käuflich erwerben konnten. Das wurde meine Heimat, in der ich glückliche Jahre der Kindheit verlebte.

Mein Vater, 1824 geboren, brachte noch in der eisenbahnlosen Zeit als Fuhrknecht das Getreide seines Dienstherrn, des Wirtes von Söllhuben, mit dessen Viergespann zur Schranne[1] nach München, ein Unternehmen, das dazumal immerhin drei bis vier Tage in Anspruch nahm. Meinen Großvater, den alten Lippenbauern von Prutdorf, der 1782 geboren war und 1869 starb, habe ich nicht mehr gekannt. Ich weiß nur noch von ihm, dass der Vater oft erzählte, er hätte mit 86 Jahren noch auf dem Dache seines Hofes Schindeln ausgebessert.

Meinen väterlichen Stammbaum kann ich bis gegen 1600 zurückführen. Der Älteste meiner Ahnen, der aus den Kirchenbüchern ermittelt werden konnte, der Urgroßvater meines Urgroßvaters, ist ein Christoph Freund, Martlbauer von Stetten, Pfarrei Prien, der mit seiner Ehefrau Maria in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts gelebt hat. Sein ältester Sohn und Hofnachfolger, Johann Freund starb 1733. Dessen Sohn und Erbe des Martlbauernhofes, Josef Freund, war 1709 geboren und ist 1762 gestorben. Er war mit einer Bauerstochter Maria Graf aus Westerndorf, Pfarrei Frasdorf, verheiratet. Die Vorfahren dieser Maria Graf sind bis zu deren Urgroßeltern festgestellt. Es sind das die Unterschmidbauern von Westerndorf: Christoph Graf, geboren 1668, gestorben 1743, dessen Vater Georg Graf, geboren 1634, gestorben 1724, und wieder dessen Vater, also der Urgroßvater der Maria Graf, Abraham Graf, der 1683 starb aber mindestens schon zu Anfang des 17. Jahrhunderts geboren sein musste, da ihm sein Sohn Georg schon 1634 geboren wurde.

Ein jüngerer Sohn des Josef Freund und der Maria Graf war mein Urgroßvater Franz Freund, der seinen Eltern erst nach 22jähriger Ehe 1757 geboren wurde. Er hat dann 1781 die Erbin des Lippenhofes in Prutdorf (in der Nähe von Wildenwart), Elisabeth Guggenbichler, geheiratet und ist so Lippenbauer von Prutdorf geworden. Sein ältester Sohn und Hoferbe, Johann Freund war mein Großvater. Meine Großmutter, die Frau des Johann Freund, war eine geborene Anna Winkler, Bauerstochter von Arbing, Pfarrei Prien. Auch die Winkler sind bis Mitte des 17. Jahrhunderts zurück ermittelt. Einen etwas seltsamen Geburtsnamen trug die Urgroßmutter meiner Großmutter, die Frau ihres Urgroßvaters Georg Winkler. Sie war eine geborene Anna Karnutsch, deren Eltern Malerseheleute in Prien waren. Der Ehemann der Anna Karnutsch, Georg Winkler, war Schmied in Prien.

Ich selbst erblickte 1873 das Licht der Welt in dem malerisch am Wege zum See nach Stock gelegenen Häuschen, das meine Eltern erworben hatten. Es ist oft zusammen mit den beiden Nachbarhäusern – die drei Häuser bauen sich terrassenförmig unter, neben und über der Straße auf und links von unserem Hause leuchtet aus dem Hintergrunde der Spiegel des Chiemsees hervor – von Künstlern gemalt worden, und wir Kinder hatten es dann sehr notwendig, uns häufig von dem Fortgang der Malerei zu überzeugen.

Die eigene kleine Wirtschaft, die immerhin den Nahrungsbedarf der Familie zu einem guten Teil deckte, wurde von den Eltern nebenbei besorgt. Um zu verdienen, gingen sie beide in Taglohn arbeiten, die Mutter zum Waschen und Putzen, der Vater zum Holzmachen. Als ich als Stammhalter mich einstellte, und nachdem ich die aller ersten Anfangsstadien des Daseins hinter mir hatte, nahm die Mutter mich an ihre Arbeitsplätze mit, wo sie mich in einen Waschkorb bettete und so in ihrer Nähe behielt. Ich sei, so erzählte sie später manchmal, ein sehr braves Kind gewesen, hätte immer, wenn ich meine Nahrung gehabt, still und zufrieden in die Welt geguckt und nie geschrien, so dass die Leute ihre Freude an mir gehabt und meine Mitanwesenheit ihr niemals Ungelegenheiten bereitet hätte.

Nachdem ich flügge geworden und sicher auf eigenen Beinen wandeln gelernt hatte, gingen die ersten Ausflüge mit älteren oder gleichalterigen Nachbarskindern in den nahen Wald, wo es köstliche Himbeeren, Daubeeren[2] und Brombeeren für uns Leckermäuler gab und wir auch sonst zu immer neuen Ent-deckungen Gelegenheit hatten. Begreiflich daher, dass der Aufenthalt im Walde, wenn es die Witterung irgendwie zuließ, bald den größten Teil unseres Tagesprogramms ausfüllte. Gelegentlich statteten wir auch dem großen Obstgarten des „Moar“ von Herrenberg Besuche ab, um der Reihe nach so, wie sie reif wurden, Kirschen, Äpfel, Birnen und Zwetschgen zu probieren. Der Moarbauer selber, dessen Hof einer der größten und schönst gelegenen der ganzen Gegend war, und seine Kinder, mit denen wir auf freundschaftlichstem Fuße standen, hatten nichts gegen unsere Besuche einzuwenden, wohl aber die Bäuerin, deren Schimpfen und Drohen uns indes nicht aufregte, da wir schnellere Beine hatten als sie.

So kam allmählich die Zeit heran, da unsere goldene Kinderfreiheit durch die Schule eine recht empfindliche Einschränkung sich gefallen lassen musste. Prien hatte damals 1879 drei Lehrkräfte: ein Fräulein für die beiden untersten, einen Hilfslehrer für die mittleren und einen Lehrer für die oberen Klassen. Von dem Fräulein, das uns das ABC beibrachte und ausgezeichnet mit uns Kindern umzugehen verstand, weiß ich noch, dass, als es uns mitteilte, es sei anderswohin versetzt, und Abschied von uns nahm, die ganze Bande in ein wildes Heulen und Flennen ausbrach.

Etwas früher wohl schon – wenn ich nicht irre, bin ich noch nicht in die Schule gegangen – muss es gewesen sein, da kam eines Tages im Herbst zum Michaeli-Markt in Mauerkirchen, zu dem die Bergbauern bis von der Tiroler Grenze her unmittelbar nach dem Abtrieb von den Almen ihr Vieh in ganzen Herden herausbrachten, ein Vetter aus der Heimat meiner Mutter auf Besuch zu uns. Mit ihm freundete ich mich sehr an, so dass er mich einlud, doch einmal zu ihm in die Berge zu kommen. Dass ließ ich mir nicht zweimal sagen. Im folgenden Sommer zog ich los. Das Lokalbähnchen brachte mich bis Aschau, und von da marschierte ich Knirps mutterseelenallein die drei Stunden durch das Priental hinein nach Sachrang. Der Vetter hatte mir eine genaue Beschreibung der Lage seines Hauses gegeben, und ich fand es auch ohne Schwierigkeiten und ward herzlich aufgenommen. Ich gab auch gleich Anlass zu einem herzhaften Gelächter. Der Vetter hatte mich bei seinem seinerzeitigen Besuch in Prien auf einen großen Felsblock aufmerksam gemacht, der bei Hainbach etwas halbwegs zwischen Aschau und Sachrang links am Wege stehe. Den solle ich mir genau ansehen, hatte er gesagt und hinzugefügt: Wann z‘Ascha da Ho kraht, nacha rüat a se[3]. Alsbald nach meiner Ankunft erzählte ich, ich hätte mir den Stein, auf dem ein Kreuz und einige dürftige Fichten standen, genau und lange angesehen, aber gerührt hatte er sich nicht.

Die ganze Familie brach in ein schallendes Gelächter aus, und der Vetter meinte, „do hot da Ho hoit net kraht[4]“. Erst später kam ich hinter das Geheimnis, das nämlich nicht der Stein, sondern der Gockel sich rührt, wenn er kräht. Im Hause dieser Verwandten, beim Labenbacher in Labenbach[5], der Heimat meiner Mutter, habe ich auch später noch viele schöne Tage verlebt, und hier hatte ich auch zuerst Gelegenheit, die Bergwelt kennen zu lernen. Mit den Vettern[6] und Basen machte ich Touren auf den Wechsel, wie sie da drinnen statt Geigelstein sagen, das Müllner Hörndl, den Spitzstein und andere Gipfel der Umgebung. Einmal ging ich mit dem kleinen mit mir gleichalterigen Vetter, dem ältesten Sohn des Hauses auf den Spitzstein. Bergblumen suchend stieg ich, nachdem wir den Gipfel erreicht hatten, ein kurzes Stück an der schroff abfallenden Nordwand hinab.

Ich geriet auf eine schmale, zwischen zwei hohen Feldern eingebettete und sich abwärts senkende trügerische Grashalde, wo ich einen sog. Goldapfel, eine der schönsten Bergblumen, gesehen hatte und pflücken wollte. Auf einmal glitt ich aus, saß auf meinem Hinterteil und begann abwärts zu rutschen. Nachdem ich schon mehrere Meter tief abgerutscht war, gelang es mir schließlich, mit Hilfe meines Bergstockes wieder Halt zu gewinnen. In welcher Gefahr ich geschwebt, das sah ich erst jetzt, denn ich war kaum noch einen Meter weit vom Rande einer einige hundert Meter senkrecht abfallenden Felswand entfernt. Mich ergriff ein solcher Schreck, dass ich an allen Gliedern zitterte und wohl fünf Minuten brauchte, bis ich durch Schreien meinen Vetter auf meine Lage aufmerksam machen konnte. Der stieg vorsichtig in meine Nähe herab und reichte mir, nachdem er sich einen festen Standpunkt gesichert hatte, das eine Ende seines Bergstockes zu, dessen anderes Ende er mit beiden Händen fest umklammert hielt. So konnte ich mich an dem Stock langsam und mit aller gebotenen Vorsicht emporhanteln. Die Lehre, die ich an diesem Tage empfing, dass mit den Bergen nicht zu spaßen ist, habe ich beherzigt und bin fernerhin bei allen meinen Touren im Gebirge stets sehr vorsichtig gewesen.

Von den Bergen wende ich mich jetzt wieder dem Chiemsee zu, dessen wesentliches Ufer bei Stock von unserem Hause aus in zehn Minuten zu erreichen war, und der, seit ich die Volksschule besuchte, eine große Rolle in meinem Leben zu spielen begann. Zum See zog es mich mit magischer Gewalt. Einmal waren da meine besten Schulkameraden, der Westernacher Xaverl und die Wirtsbuben von Stock, und dann gab es dort für Buben außerordentlich interessante Beschäftigungen wie Kahnfahren, Fischen, Baden oder dem alten Westernacher Franz beim Zimmern neuer Kähne oder beim Ausbessern der alten Zusehen. Und dann im Winter das Eis!

Wenn man zuweilen gar auf Schlittschuhen bis zu den Inseln hinüberflitzen konnte! Zweimal in meiner Jugend glaube ich mich zu erinnern, war das Eis des Chiemsees so dick gefroren, dass die schweren Bierfuhrwerke der Brauereien auf der Herreninseln mit Ochsengespannen über das Eis des Sees befördert werden konnten. Einmal war es so hart und dick, dass in Stock mächtige, metertiefe in den Seeboden geschlagene Pfähle von 40 bis 50 Zentimeter Durchmesser mit Ketten und Winden, die auf dem Eise angesetzt waren, aus dem Boden gehoben werden konnten, ohne dass das Eis nachgegeben hätte. In solchen harten Wintern hörte man nächtlicherweile ganz ähnlich dem Brüllen eines wilden Tieres das unheimliche Heulen des Sees, wenn die warmen Strömungen des Wassers unter der frisch gefrorenen Eisdecke sich Luft machten und große, oft meterbreite und kilometerlange sog. Schläge in das Eis rissen. Natürlich mussten solche Naturereignisse am nächsten Tage genauestens von uns Buben untersucht werden. Dabei brachten wir es einmal fertig, über einen solchen besonders breiten Schlag – er mochte gut zwei Meter breit sein, war aber nicht völlig eingebrochen, sondern der Druck von unten hatte das Eis gesprengt und in der Mitte etwa einen halben Meter in die Höhe gehoben – hinwegzuklettern, ohne uns einen Gedanken darüber zu machen, dass die gegeneinander getürmten Eisschollen auch nachgeben und einbrechen könnten.

Auf dem Eise gab es auch sonst noch mancherlei Sport für die Bubenwelt. Das Eisschießen machten wir selbstverständlich den Erwachsenen nach, nur dass wir uns leichtere Eisstöcke verschafften, weil wir die ganz schweren der großen Leute noch nicht richtig zu handhaben vermochten Auch das Stachelschlittenfahren war eine feine Sache. Eine Anzahl kleiner Zeitgenossen und -genossinnen setzten sich auf einen größeren Hörnerschlitten, hinten drauf als Motor stellte der Fahrer, einen langen Stachelstecken, ähnlich dem Bergstock, zwischen den gespreizten Beinen. Mit dem brachte er durch einen kräftigen Stoß auf das Eis den Schlitten in Schwung, und fort gings auf dem glatten Eis in sausender Fahrt, da die ganze Reisegesellschaft vor Vergnügen jauchzte und schrie.

Die Kunst des Fahrers, wollte er nicht auf dem Eise sitzen, statt auf dem Schlitten zu stehen, bestand darin, während der Fahrt beim Nachstoßen die Balance nicht zu verlieren, und das brauchte schon lernen und üben. Wir hatten das aber bald heraus. Scharf erpicht – per nefas[7] selbstredend und gerade deswegen – waren wir ferner auf das Fischschlagen. Das ging jedoch nur bei durchsichtigem Glatteis. Da hatte man sich mit einer Hacke oder einem tüchtigem Prügel zu versehen. Sah man dann unter dem Eise einen Fisch stehen, so musste man sich möglichst leise und unbemerkt heranpirschen und mit einem kräftigen Hiebe genau auf die Stelle des Eises schlagen, unter der der Fisch stand. Der wurde dadurch „damisch“, wie wir sagten, und man brauchte nur ein kleines Loch in das Eis zu hacken und konnte den Fisch dann mit der Hand herausholen. Die Hand wurde dabei allerdings etwas nass und kalt, aber das wog der Fisch reichlich auf. Ein schönes Wintervergnügen bot auch der Herrenberg, an dessen nördlichem Abhang unser Haus stand, durch die Gelegenheit zum Rodeln oder, wie wir einfach sagten, Schlittenfahren. Denn der Ausdruck Rodeln war in meiner Jugend in unserer Gegend noch nicht geläufig.

Einmal kam ich dabei auf den Gedanken, mitten in die steile Abfahrtsbahn ein mächtiges Trumm Blech zu stellen, das vom Dache unseres Nachbars, des Bachmeiers stammte, dem der Sturm im Sommer vorher das Blechdach seines Hauses weggerissen und Trümmer davon ungefähr hundert Meter weit bis an den Rand des Waldes geworfen hatte. Ich fuhr mit meinem Schlitten als Erster den Berg herunter und mit voller Wucht gegen die etwa einen Meter hohe und zwei Meter breite Blechwand. Der Erfolg war, dass diese nach rückwärts umkippte, auf mich stürzte und mir mit der oberen scharf angezackten Kante in mein Handgelenk eine Wunde riss, dass das Blut nur so aufspritzte. Die Narbe dieser Wunde ist an meinem linken Arm noch heute zu sehen. Ich hatte mir den Ausgang des Unternehmens wesentlich anders vorgestellt. Umso ungerechter erschien mir die Tracht Prügel, die mir mein Vater am Abend zur Belohnung für meinen genialen Einfall verabreichte, zumal Angesichts meiner schmerzhaften Verwundung, aber heilsam war sie doch.

Ich habe vorhin von dem durchsichtigen Glatteis gesprochen, da fällt mir noch ein kleines Erlebnis ein, das ich später einmal hatte, als ich schon auf dem Gymnasium war. Es war in den Weihnachtsferien, und der See war ungewöhnlicher Weise um diese Zeit bereits von Stock bis über die Fraueninsel hinaus zugefroren. Er blieb in jenem Winter – es muss Anfang der 1890er Jahre gewesen sein – bis zur ersten Woche der Osterferien zu, ein ganz abnormaler Fall. Zwischen Weihnachten und Neujahr nun, an einem wunderschönen Wintertage, schnallte ich meine Schlittschuhe an und fuhr von Stock um die Herreninsel herum zwischen Kapell und Gänszipfel hindurch zur Fraueninsel. Das Eis war größtenteils noch ganz frisch, durchsichtiges Glatteis, und darüber wegzugleiten war für einen sicheren Fahrer, der ich war, ein herrliches Vergnügen. Auf dem Rückwege wandelte mich die Lust an vom abgesteckten Pfade abzuweichen und südlich um die Krautinsel herumzufahren. Es war in den ersten Nachmittagsstunden, die Sonne schien warm, und plötzlich merkte ich, dass das Eis sich unter meinen Füßen zu biegen begann, offenbar weil es in der Mittagssonnenwärme weich geworden war.

Blitzschnell durchfuhr mich der Gedanke: jetzt nur nicht stürzen und mit möglichster Geschwindigkeit hinüber zur Herreninsel! Das gelang mir auch. Aber das deutlich spürbare Auf und Nieder im Dahingleiten über das nachgebende Eis der Blick nach unten durch die spiegelglatte, durchsichtige Fläche und die dunkel heraufgähnende Tiefe und dazu der Umstand, dass weit und breit keine Menschenseele zu sehen war, ließ doch, obwohl ich sonst nicht gerade furchtsam war, ein recht unheimliches Gefühl in mir aufkommen. Umso mehr atmete ich auf, als ich beim Dampfschiffsteg der Herreninsel wieder in die Nähe von Menschen gelangte.

Noch früher schon, als ich erst sechs Jahre alt war, wäre mir der See um ein Haar einmal zum Verhängnis geworden. Buchstäblich um ein Haar, denn mein Leben hing wirklich nur noch an einem solchen. Das war im Sommer. Der Russer Hiasl, einer der Nachbarbuben, und ich, wir hatten uns mit unseren Angelruten bis an das äußerste Ende eines Kahnsteges hinausgemacht, um dort Schratzen und Weißfische zu fangen. Beinahe hätten aber diese mich gefangen. Barfuß, wie wir waren, rutschte ich während unserer eifrig betriebenen Anglerei auf dem bei unserer Beschäftigung nass und glitschig gewordenen Steg unversehens aus und fiel in das an dieser Stelle etwa anderthalb Meter tiefe Wasser. Der Hiasl, statt die Leute am Ufer zu alarmieren, legte sich bäuchlings auf den Steg und angelte mit seinen Armen in das Wasser hinunter sich einbildend, er könnte mich herausziehen. Dazu reichten aber seine Arme nicht, und seine Kräfte hatten vermutlich auch nicht gereicht. Glücklicherweise wurde aber der alte Westernacher Franz, der vor seiner Werkstatt stand und auf einmal nur noch einen Buben auf dem Steg liegen sah, während er kurz vorher zwei hatte stehen sehen, durch das seltsame Gebahren des einen Buben aufmerksam, sprang eilends den Steg hinaus und erwischte mich am Schlafittchen. Er brachte mich aufs Trockene, wo ich der bei Ertrinkenden bzw. Ertrunkenen üblichen Behandlung unterzogen wurde, die mich auch wieder ins Leben zurückrief. Dann übergab man mich meiner inzwischen herbeigerufenen Mutter, die mich heim ins Bett brachte. Ich selbst kenne den ganzen Vorgang nur aus den Erzählungen der andern daran Beteiligten.

Von dem Augenblick an, da ich ins Wasser fiel, bis zu dem, da ich daheim im Bett wieder zu mir kam, nachdem ich zuvor das in reichlichen Mengen verschluckte Wasser von mir gegeben hatte, habe ich überhaupt keinerlei Erinnerung. Jedenfalls scheint mir der Tod des Ertrinkens vorausgesetzt, dass man gleich Wasser schluckt, sich also gewissermaßen nicht wehrt, eine ziemlich schmerzlose Angelegenheit zu sein.

Ich war aber noch nicht reif dafür gewesen. Das Abenteuer hatte mich bei meinen Schulkameraden interessant gemacht. Meine Eltern und die Lehrerin fanden es weniger interessant. Sie meinten, ich sollte in Zukunft Derartiges unterlassen und den See meiden. Das tat ich aber ganz und gar nicht, im Gegenteil. Fing doch gerade jetzt der See an, die Aufmerksamkeit der gesamten Bubenschaft der Gegend in höchstem Maße in Anspruch zu nehmen. In dieser Zeit (1879) ließ nämlich König Ludwig II. von Bayern, dessen ritterliche Gestalt und romantisches Wesen die Jugend vor allem in Bann schlugen, den Bau des neuen Schlosses auf der Insel Herrenchiemsee beginnen. Da gab es immer etwas zu sehen, und man musste höllisch aufpassen, dass einem ja nichts entging. Es wurden mächtige, massive Landungsbrücken in Stock und auf der Herreninsel gebaut und Geleise für eine Rollbahn darauf gelegt. Denn das Baumaterial für das Schloss musste fast alles mit der Eisenbahn herangeschafft werden, und der Transport zur Insel war eine höchst umständliche und natürlich auch kostspielige Angelegenheit.

In Prien musste alles aus der Eisenbahn auf Pferdefuhrwerke übergeladen und mit diesem zum See geschafft werden. Hier wieder Überladen auf die Rollbahn und Verstauen in die großen Transportschiffe, die sog. Renner. Auf der Insel derselbe Prozess in der umgekehrten Reihenfolge. Zum Schleppen der Transportschiffe war ein kleiner Dampfer fertig mit der Eisenbahn eingetroffen. Dessen Überführung von der Station zum See war etwas für uns Buben besonders Aufregendes. Man hatte nämlich einige zwanzig Pferde vorspannen müssen, um das schwere Fuhrwerk über die Straßensteigung bei unserem Hause hinüberzubringen. So etwas, zwanzig Gäule vor einem Wagen – allerdings einem besonders großen, von München aus für den Zweck gestelltes und mitgesandtes Fahrzeug – hatten wir noch nicht gesehen. Zum Ziehen und Schieben der Rollbahnen in Stock und auf der Herreninsel waren kleine Lokomotiven vorhanden, deren Schnauben und Fauchen uns viel Spaß machte und die überhaupt unser Gefallen schon deshalb mehr erregten, weil man an ihnen das Studium der Dampfmaschine aus größerer Nähe und daher intensiver betreiben konnte als bei der Eisenbahn, die einen nicht so nahe heranließ.

Die Bauerei auf der Insel interessierte uns in der ersten Zeit weniger. Das fing erst an, als der königliche Bauherr zum ersten Male selber auf der Insel erschien, um sich vom Fortgang seines Schlossbaues zu überzeugen. Als Vorläufer des Herrschers kam mit Sonderzug sein Marstall[8] an. Die schönen Gäule und die blau livrierten Kutscher und Lakaien erregten unsere Bewunderung. Das Erscheinen des Königs selbst war immer mit dem Nimbus des Romantischen und Geheimnisvollen umgeben. Da, wo heute die Eisenbahnstation Rimsting steht, an der Kreuzung der Straße nach Breitbrunn mit der Eisenbahn, gab es zu jener Zeit nur Wald und keine menschliche Behausung. An dieser Stelle, an der dann eigens für den König ein kleiner Empfangssalon gebaut wurde, hielt nachts – Ludwig II. kam zum Chiemsee immer nachts – sein Sonderzug. Eine Hofequipage stand bereit und brachte ihn an eine einsame Stelle am See, am sog. Keilbacher Winkel. Hier wartete der Westernacher Franz mit einem Kahn, um den König über den See zur Insel zu rudern. Bei seinen Besuchen auf Herrenwörth wohnte der Monarch in der Regel im alten Schloss, wie es im Volksmunde heißt, dem ehemaligen Augustinerkloster, das geraume Zeit auch der Sitz eines Bistums und eines Bischofs war. In seinem neuen Schlosse hat der König meines Wissens nur zweimal geschlafen.

Es war seine Gewohnheit, wenn er auf der Insel war, bei Tag zu schlafen, begann er dann Abends so gegen fünf Uhr seinen Tag, so fuhr er im Hofwagen hinab zum neuen Schloss, wo inzwischen schon die Arbeiterschaft hatte verschwinden müssen und absolute Stille und Einsamkeit herrschte. Nun wandelte der Einsame, Menschenscheue, soweit das in dem jeweiligen Baustadium möglich war, durch den Neubau und den Park. Einmal hatte man einen Rollwagen als Personenfuhrwerk zurechtgezimmert und mit Girlanden geschmückt einen Thronsessel darauf gestellt und eine kleine, ebenfalls geschmückte Lokomotive davor gespannt, und mit diesem seltsamen Gespann fuhr der König durch den nächtlichen Park.

In den letzten Jahren seines Lebens, als die Menschenscheu und geistige Umnachtung dieses armen Wittelsbachers immer mehr zunahm, wurde während seiner Anwesenheit auch das Landen an der Insel verboten. Nur für ganz wenige namentlich solche, die beruflich auf der Insel zu tun hatten, wurde eine Ausnahme gemacht. Zu diesen Ausnahmen gehörte auch meine kleine Persönlichkeit und zwar Dank meinem Spezialfreund und Schulkameraden, dem Westernacher Xaverl. Dieser war das Patenkind des Oberbaurats Brandl[9], des Erbauers des Schlosses, der ihm die Erlaubnis zum Betreten der Insel erwirkt hatte und gleichzeitig auch die, dass er mich mitnehmen dürfe. Das gab uns in den Augen unserer Kameraden natürlich ein gewaltiges Ansehen, und wir waren nicht wenig stolz auf diesen Vorzug. Denn nur wenige Leute bekamen den König zu Gesicht, und zu diesen wenigen gehörten nun wir zwei. Er nickte uns freundlich zu, wenn wir am Wege vom alten zum neuen Schloss uns aufstellten und, wenn er vorbeifuhr, „Hoch“ schrien und unsere Hüte schwenkten.

Im Park des neuen Schlosses stehen in großen Bassins – heute sind es grüne Rasenflächen – zwei riesige Brunnengruppen, der Fortuna- und der Pegasusbrunnen. Als die herrlichen, allerdings wohl etwas teuren Wasserwerke noch im Betrieb waren, spien das Füllhorn der Fortuna und die Posaune des Engels auf dem Pegasus mächtige Wasserfontainen bis über die Schlosshöhe hinaus in die Luft. Ich erwähne das, weil ich, als der Pegasus seinerzeit noch ohne den Engel in Stock auf das Transportschiff übergeladen wurde, in Badehose auf diesem Pegasus ritt und mit mir der Xaverl.

Ich glaube nicht, dass außer uns beiden noch einer auf diesem Gaul gesessen hat, und bilde mir infolgedessen etwas darauf ein. Denn da der Xaverl leider schon lange tot ist, bin ich heute vermutlich der einzige Zeitgenosse, der diesen Gaul, den Pegasus, bestiegen hat. Aber nur diesen erzenen, den dichterischen Pegasus habe ich nie bestiegen. Ich habe mich immer mit der Prosa begnügt. Als der Bau des Schlosses schon weiter fortgeschritten war und auch die Parkanlagen ihre spätere endgültige Gestalt erkennen ließen, wurden, wenn der Besuch des Königs in Aussicht stand, ganze Eisenbahnzüge mit Blumen und Bäumen zur Ausschmückung des Parks herbeigeschafft. Es wurde dem armen, schönheitsdurstigen Herrscher da wohl einiges vorgezaubert für ein paar Tage. Denn sobald er weg war, verschwand auch die ganze Herrlichkeit wieder.

Nun wird es, glaube ich, allmählich Zeit, dass ich wieder zur Schule zurückkehre. Denn da ist noch gar Manches zu sagen. Ich habe in Prien die ganze Volksschule, die damals sieben Klassen umfasste, durchlaufen. In den drei oberen Klassen war mein Lehrer der „Dorfschulmeister“, dem seine Tochter die Dichterin Franziska Hager, in dem gleichen betitelten Buche ein Denkmal gesetzt hat, das dieser Mann verdient hat. Anton Hager[10] war ein ebenso ausgezeichneter Lehrer wie vortrefflicher Musiker. War er doch mit dem großen Komponisten Anton Bruckner (s. Anm. 10) befreundet, an dessen Grabe unter der großen Orgel – seiner Orgel – der wunderbaren Abtei St. Florian in Oberösterreich ich später einmal gestanden habe, wobei ich auch meines verehrten Lehrers gedachte. Ich darf wohl sagen, dass ich einer der Lieblingsschüler Anton Hagers gewesen bin. Er war es, der unserem Ortspfarrer immer wieder anlag, wie schade es doch wäre, wenn man mir nicht die Möglichkeit des Studiums eröffnete. Und beide zusammen haben schließlich meine Eltern zu dem schweren Entschluss bestimmt, mich aufs Gymnasium zu schicken. Doch ich will den Ereignissen nicht vorauseilen.

Aus meinen Priener Volksschulerinnerungen drängte sich mir noch Manches auf, was der Vergangenheit entrissen werden möchte. Vor allem muss ich da eines nochmals berühmt gewordenen Zeitgenossen gedenken, der, wenn auch etwas älter als ich, mit mir die gleichen Schulbänke gedrückt hat: Ludwig Thoma.[11] Seine Mutter hatte zu jener Zeit das Hotel „Zur Kampenwand“ in Prien gepachtet. Ich sehe die behäbige und würdige Dame noch heute leibhaftig vor mir. Eine Schwester Thomas saß mit mir in der gleichen Klasse.

Als der Ludwig schon auf dem Gymnasium war und ich noch die letzte Klasse der Priener Volksschule frequentierte, habe ich in den Ferien oft den „Herren“ Gymnasiasten von Prien und Umgebung, wenn sie auf der Kegelbahn der „Kampenwand“ dem Sport oblagen, den Kegelbuben gemacht und die Kegel wieder aufgesetzt, die unter ihren Meisterschüben hinsanken. Die Personen, die Ludwig Thoma aus dieser Periode seines Lebens in seinen Lausbubengeschichten und seinen Erinnerungen auftreten lässt: die alte Viktor, den Scheck Lenz, den Geheimrat Bischoff und seine Frau, Martin, den Bibelforscher, zu dem der menschenfreundliche Dekan und Geistliche Rat Hafner (Thoma hat seinen Namen irrtümlich oder absichtlich in Hefter umgetauft) einmal sagte (wegen seiner Bibelforscherei): O mei, Martin, Du wirst hoit a nimma g‘scheid![12] und den Maurermeister Hartinger, der nachdem er eine Palästina- und Ägyptenreise gemacht hatte, immer im roten Fez sich zeigte und bestaunt wurde, habe ich alle gut gekannt. Der Martin war übrigens der Spezi meines Vaters, und ich habe noch bis zur Vernichtung meiner Habe durch feindliche Bomben ein von meinem Vater auf mich vererbtes Bierkrügel mit dem Namenszug „Martin Jell“ auf dem Deckel besessen.

Ludwig Thoma erzählt eine lustige Geschichte vom Fürsten Bismarck und seinem etwas einsilbigen Gespräch mit dem Bürgermeister von Prien. Ich habe diese Szene am Bahnhof von Prien miterlebt als Knabe. Bismarck war auf der Fahrt nach Gastein begriffen. Während des kurzen Aufenthaltes am Priener Bahnhof begrüßte der Bürgermeister – es war der alte Rappelbauer von Ernsdorf, später ist auch dessen Sohn einige Zeit Bürgermeister gewesen – an der Spitze der Honoratioren den Fürsten. Darauf fragte der Fürst, mit der Hand auf den Ort hinüberweisend, den Bürgermeister: „Ist das Prien?“, worauf der Biedere „Na, Prean“ erwiderte und von selber Sekunde an vollständig verdattert kein Wort mehr herausbrachte.

Der Zug setzte sich alsbald wieder in Bewegung, und ich kann mir den großen Kanzler noch deutlich vorstellen, wie er mit seiner mächtigen Gestalt am offenen Fenster seines Salonwagens stand und von dort den auf dem Bahnsteig versammelten Prienern freundlich zunickte. Auch den alten Kaiser Wilhelm habe ich auf seiner Durchfahrt nach Gastein einmal gesehen. Und den unglücklichen Kaiser Friedrich[13] bekam ich zu Gesicht am Bahnhof in Rosenheim, als er, schon ein dem Tode geweihter Mann, von San Remo[14] kommend auf dieser letzten traurigen Heimkehr Rosenheim passierte.

In den oberen Klassen der Volksschule war ich nicht mehr nur Schüler allein, sondern nicht selten auch Lehrer. Wenn einmal der Lehrer oder manchmal auch eine der Hilfslehrkräften oder auch alle zusammen auf die Filialen der Pfarrgemeinde Prien hinausmussten zu Gottesdiensten und Beerdigungen, oder wenn in Prien selbst ein großes Leichenbegräbnis einen umfangreichen Chordienst erforderte, dann durfte ich Dank dem Vertrauen, das Anton Hager zu mir hatte, Lehrer spielen. Wenn wir an solchen Tagen morgens in die Schule kamen, dann war an die Tafel groß mit Kreide geschrieben: Die Aufsicht führt Cajetan Freund. In der ersten Stunde ist das zu machen, in der zweiten jenes etc. Irgendwelche Schwierigkeiten habe ich, nebenbei bemerkt, bei dieser meiner Lehrtätigkeit niemals gehabt. Ich stellte meinen lieben Schulzeitgenossen immer gleich die Alternative: Entweder ihr pariert, oder ich zeige Euch an. Und das half. Denn der Anton Hager verstand in solchen Fällen keinen Spaß. Das wussten sie.

Da ich meine Nase in Alles stecken musste, ließ ich mich in den letzten Jahren meiner Volksschulzeit durch einen unserer Religionslehrer dazu überreden, als Ministrant Dienst am Altare zu tun. Meinem guten Lehrer Hager machte ich damit keine sonderliche Freude. Denn der pflegte seine Meinung über diese Sorte Menschheit, die Ministranten, in dem sehr kurzen, aber markanten Ausspruch kund zu tun: Ein Ministrant, ein Lump! Das war nun vielleicht doch ein bisschen zu drastisch, aber Engel waren diese kleinen Altardiener auch nach meiner Erfahrung keinesfalls, und ich selbst bildete dabei nicht etwa eine Ausnahme. Das ist auch ganz natürlich. Denn Leute, die hinter die Kulissen gucken können, haben gemeinhin einen geminderten Respekt für das, was vor den Kulissen gespielt wird. Und das ist auch bei kleinen Leuten nicht anders als bei großen.

Für uns Ministranten war auch durchaus nicht der eigentliche Dienst am Altare das Verlockende, sondern vieles andere, was mit dem Ministrant sein zusammenhing oder dadurch möglich war. Eine besonders geschätzte Tätigkeit war das Rauchfassschwingen, nicht sehr vor dem Altare als in den Pausen vor der Sakristei im Freien, wenn es sich darum handelte, das Kohlenfeuer nicht verlöschen zu lassen. Zu diesem Zweck schlug man mit dem an einem langen Haken hängenden Kohlenpfännchen kunstvoll feurige Räder, wobei man freilich auch die ganze Bescherung auf den Boden verschütten konnte. Dann war große Not, wie man schnell wieder ein frisches Kohlenfeuer beschaffen sollte.

Und was konnte man als Ministrant sonst noch alles. Man konnte in den großen Kästen auf den sog. Oratorien herumzustöbern, wo Dutzende von alten und uralten, zum Teil sehr kostbaren Messgewändern, Rauchmänteln und Levitengewändern hingen, von denen manche und vielleicht die wertvollsten aus dem Augustinerkloster in Herrenchiemsee stammen und bei der Säkularisation[15] von dort nach Prien gerettet worden sein mochten, wo ja nachher auch ein Teil der vertriebenen Klostergeislichkeit lebte und starb, darunter der letzte Abt. Man konnte in das sog. Langhaus, den Dachboden der Kirche, gelangen und da das Gerümpel aus früheren Jahrhunderten nach interessanten Dingen durchsuchen, man konnte in den Kirchturm steigen und zwar nicht nur bis zum Glockenstuhl, sondern auf Leitern und Steigbaum bis zum obersten Fenster in der Spitze.

Man konnte gelegentlich im Glockenstuhl unmittelbar läuten und dabei das wundervolle, weil gefährliche Experiment des Schwengelfanges veranstalten, das große Geschicklichkeit und Fixigkeit erforderte. Wenn man nämlich das Geläute plötzlich abstellen wollte, dann musste man den Glockenschwengel mit einer selbst zurechtgemachten Schlinge des Glockenseiles einfangen und im nächsten Augenblick das Seil über den Zughebel werfen, an dem es befestigt war. Dann hörte das Läuten mit einem Schlage auf. Wenn man sich dabei ungeschickt anstellte, dann konnte man von dem Schwengel oder auch von der Glocke eins an den Kopf bekommen, dass man erledigt war. Aber so etwas macht einem richtigen Buben niemals Sorgen.

Der Ministrant muss bekanntlich bei der Messe dem Geistlichen Wein und Wasser in den Kelch gießen, die Kännchen dazu aus der Sakristei holen und wieder dorthin bringen. Nun hatten wir in Prien einen alten Benefiziaten, der mit dem Wein bei der Messe sehr sparsam umging, so dass regelmäßig die Hälfte im Kännchen zurückblieb. Wir Ministranten, wenn wir nach der Kommunion die Kännchen in die Sakristei zurücktrugen, fühlten uns verpflichtet, das nachzuholen, was der hochwürdige Herr versäumt hatte, und den Rest des Weines schleunigst auszutrinken. Was deshalb nicht ganz einfach war, weil einen der Mesner dabei nicht sehen durfte, wenn man nicht eine saftige Ohrfeige riskieren wollte.

Die Familien in Stock und Herrnberg waren zu jener Zeit, als ich in Prien in die Schule ging, ziemlich reichlich mit männlicher Nachkommenschaft gesegnet. Während der Mittagspause in der Schule zwischen 11 und 12 Uhr pflegten wir d. h. die Bubenschaft von Herrnberg und Stock wegen der Kürze der Zeit nicht nach Hause zu gehen. Jeder bekam von daheim drei Pfennige mit, um sich dafür ein „Maurerloabi“ zu kaufen, und später wurde dieses Mittagsmahl sogar noch opulenter, indem man zum Loabi beim Unterwirt (dem jetzigen Hotel Chiemsee) für fünf Pfennige auch einen Teller Suppe verabreicht bekam. Kamen wir dann am Nachmittag so zwischen 3 und 4 Uhr nach Hause, so gab’s in der Regel einen großen Haufen Rollgerste mit Bohnen oder Kaffee (sog. Packelkaffee, Fabrikat Gebr. Frank[16] oder A. Hofer[17], nicht etwa Bohnenkaffee) mit gerösteten Kartoffeln. Das war dann gewöhnlich auch gleich das Abendessen, namentlich im Winter. Die Hauptsache war: es schmeckte uns immer, und wir gediehen dabei.

Aber der Heimweg und damit auch das Essen verzögerte sich nicht selten, weil wir sehr oft nach der Schule noch schwere Kämpfe mit den uns feindlich gesinnten Priener Buben auszufechten hatten. Manchmal wurde das auch während der Mittagspause besorgt, meist aber am Nachmittag und in der Regel am damaligen Dorfende, an der Straße nach Stock bei der Schießstätte, wo wir ungestörter waren als mitten im Ort. Unsere heldenhaften Kämpfe, die, wie das ja schon bei den homer’schen Helden gewesen sein soll, nicht ohne Lärm und Gebrüll abgingen, missfielen indes dem sog. Katzenbaron, der in der Nähe eine Villa bewohnte. Den Namen hatte ihm die Bevölkerung wegen der vielen Katzen gegeben, die er bzw. seine Weiblichkeit im Hause hielten. Er war eigentlich ein Prinz Sayn-Wittgenstein und lebte in Prien mit seinem Hause zerfallen und gewissermaßen in der Verbannung, weil er eine Missheirat mit einer Bäckerstochter eingegangen, unter dem Namen eines Barons Altenburg. Der zeigte uns beim Lehrer an, und nun wurden, um den Raufereien ein Ende zu machen, wir Stocker und Herrnberger dadurch bestraft, dass wir nicht mehr zusammen nach Hause sollten gehen dürfen. Nach Schulschluss mussten wir dableiben, und alle drei Minuten wurde wieder einer entlassen, was natürlich für die Letzten besonders peinlich war. Geholfen hat das fein ausgeklügelte Plänchen aber gar nichts. Denn am Dorfausgang warteten wir alle, bis der Letzte da war, und dann forderten wir die Priener erst recht zum Kampfe heraus: Gehts her, fals a Schneid habts! Manchmal hatten sie eine, und dann ging die Hauerei eben wieder los.

Die Schießstätte war übrigens auch sonst für unsere Entdeckungsfahrten ein Zielpunkt. Da hingen in Menge Ehrenscheiben, von früheren Preisschießen herrührend, und darunter befand sich eine, die uns ganz besonders Spaß machte. Sie war einem Priener Bürger, dem Schuster Marx, gewidmet, dem man allerlei dumme Streiche nachsagte, so u. a., dass er einmal zu Johanni (Ende Juni) sich die Füße erfroren haben wolle, und weiter, dass er ein andermal auf dem Viehmarkt einen Ochsen für eine Kuh gekauft habe. Die letztere erschütternde Begebenheit war auf der Scheibe bildlich dargestellt mit einer längeren poetischen Beschreibung, deren zwei letzte Zeilen mir noch in Erinnerung sind:

            Ja, wissen‘s Meister Schuh,

            Der Ochs ist eine Kuh.

Eine ebenso anregende wie für unsere Verhältnisse lukrative Beschäftigung war das Ausgraben der von den Schützen verschossenen Bleikugeln, die sich am westlichen Abhang des Herrnberges, gegen den geschossen wurde, in den Boden bohrte. Wenn man fleißig war, konnte man in einigen Stunden leicht mehrere Kilo Blei zusammenbringen und dann verkaufen.

Wenn in der Bittwoche aus benachbarten Pfarrgemeinden mit den sog. Kreuzgängen (das sind Bittprozessionen) auch die verehrliche Bubenschaft aus diesen Nachbarpfarreien nach Prien kam und uns dann, was öfters vorkam, „ös Preaner Duttenfeiler“ frozzelte, dann führte das unfehlbar zu solchen Keilereien, die mit den Bittgängen wenig in Einklang standen. Selbstverständlich waren in solchem Falle die feindlichen Brüder von Prien, Herrnberg und Stock gegen die „Gmoafremden“ durchaus solidarisch. Mit den Duttenfeilern aber hatte es folgende Bewandtnis: Auf dem Platze östlich vor der Kirche in Prien stand ehedem ein Denkmal für die 1870/71[18] gefallenen Pfarrangehörigen. Es war ein kleiner Obelisk, auf dessen Spitze ein Siegesengel mit einem Lorbeerkranz schwebte.

Dieses Denkmal hatte inzwischen auf seinem ehemaligen Standplatz dem neuen Weltkriegsdenkmal weichen müssen und ist nach dem jenseits der Prien gelegenen Ortsteil Gries verlegt worden. Der besagte Siegesengel aber war oberhalb der Nabelgegend etwas mangelhaft bekleidet, und die Fülle seiner Brüste schien einem in der Kulturkampfzeit aus Preußen zu uns herunter verschlagenen Priener Dorfkaplan – er hieß m. W. Nieschwitz – zu weitgehend, also unsittlich. Dem sollte auf Veranlassung dieses geistlichen Herrn durch Zufeilen der fraglichen Körperteile unseres Engels abgeholfen werden. Dieser Schildbürgerstreich brachte den Prienern in der ganzen Gegend den Spottnamen der Duttenfeiler ein.

In meine Volksschulzeit fiel auch ein Ereignis, das nicht bloß die Jugend sondern auch die älteren Generationen stürmisch bewegte: das Auftauchen der ersten Fahrräder. In Prien waren es drei Brüder Schader, die das neue Vehikel – das Veloziped, sagte man damals – volkstümlich machte. Die ersten Fahrzeuge dieser Art waren bekanntlich Hochräder ohne Übersetzung, für Bergauf- und Bergabfahrten besonders schwierig. Die drei Brüder Schader waren begeisterte Anhänger dieses Sportes, und jede freie Minute, die sie hatten, sah man sie „hoch zu Ross“ im Gänsemarsch die Gegend durchstreifen. Die Drei hielten an ihrem geliebten Hochrad auch noch fest und blieben ihm treu, als längst das niedere Zweirad die Herrschaft an sich gerissen und das Hochrad vollständig verdrängt hatte. Es machte den Schadern dabei auch gar nichts aus, dass man sie nun mit ihren allmählich etwas vorsintflutlich gewordenen Fahrzeugen auslachte.

Eine markante Persönlichkeit war in Prien schon in meiner Jugendzeit und noch bis in die 30er Jahre dieses Jahrhunderts der, solange er aktiver Militär war, nur in den Sommerferien sich aufhaltende Oberst v. Bomhard[19]. Später als pensionierter General hat er seinen ständigen Wohnsitz in Ernsdorf bei Prien genommen, wo er sich eine größere Villa gekauft hatte. Er hatte mehrere Söhne, und ich erinnere mich noch, wie er, eine stramme militärische Erscheinung, mit seinen Söhnen in einer großen Kavalkade, er an der Spitze und die Söhne nach dem Alter in Einerreihe hinter ihm drein, spazierenritt. Bomhard war einer der wenigen bayerischen Offiziere, die die Kaiserproklamation in der Spiegelgalerie des Versailler Schlosses im Januar 1871 unmittelbar miterleben durften. Da er das seltene Alter von 103 Jahre erlebte, dürfte er auch der letzte deutsche Offizier gewesen sein, der bei diesem großen historischen Akt noch zugegen war. Einer der letzten ist bekanntlich auch Hindenburg[20] gewesen. Bomhard ist erst um die Wende der 30er und 40er Jahre in Ernsdorf gestorben.

Auf ländlichen Friedhöfen findet man nicht selten recht originelle Grabinschriften, denen, wenn sich dabei auch nur um Kleinigkeiten des kulturgeschichtlichen Volksbauwerkes handelt, die stattliche Denkmalpflege ihre konservierende Aufmerksamkeit und Obhut angedeihen lassen sollte. Auch auf dem alten Friedhof von Prien, der noch wie früher fast allgemein auf dem Lande um die Kirche herumgelagert war, hat es einige solche ganz interessante Inschriften gegeben. Eine davon, die mir noch besonders lebhaft im Gedächtnis ist, weil ich sie oft und oft gelesen habe, ist leider bei der letzten Kirchenrestaurieren verschwunden. Es handelt sich um eine Steintafel, die links neben dem südlichen Kirchenportal an der Kirchenmauer eingelassen und der Gastwirtsfamilie Estermann gewidmet war, namentlich einem Gastwirt Estermann, der zu Anfang des 19. Jahrhunderts lebte.[21]

Die Estermanns waren Inhaber des heutigen Hotels Kronprinz[22] das in meiner Jugendzeit Gasthof zum Schwarzenbeck hieß und noch früher im Gegensatz zum Unterwirt (dem heutigen Hotel Chiemsee) der Oberwirt gewesen sein dürfte. Auch das umgebaute Hotel Kronprinz verrät noch den ländlichen Baustil d. h. den einer Bauernwirtschaft, die es in meiner Jugend noch war. In dem schattigen Garten dieses Wirtshauses habe ich meinen Firmungstag mit meinem „Göd‘n“[23] essend und trinkend zubringen müssen. Ich sage mit Absicht „müssen“, denn ich denke an den Tag mit nichts weniger als angenehmen Gefühlen zurück und jedenfalls nicht mit solchen der Freude und Lustbarkeit. Mehrere unter einander befreundete Göden, darunter der meinige, hatten sich nach der kirchlichen Handlung zu einem regelrechten Saufgelage zusammengetan und kümmerten sich um ihre Patenkinder, die sich unter einander fast alle fremd waren, nur insofern, als sie dafür sorgten, dass diese mehr als genügend zu essen und zu trinken hatten.

Infolge des Durcheinander-Hineinschlingens von allen möglichen Sachen, für die unsere Kindermägen nicht trainiert waren, endete der Tag mit einer allgemeinen Kotzerei, die nicht zur Erhöhung der Lustbarkeit beitrug und der Bedeutung des Tages, der doch ein einmaliger Lebensfeiertag und ein ernster Wendepunkt im kindlichen Leben sein soll, kaum entsprach. Diese meine wenig schöne Erinnerung an das Gasthaus der Estermanns hat aber durchaus nicht verhindert, dass mir die andere an die Grabtafel dieser Familie immer in freundlichem Sinne gegenwärtig geblieben ist. Die Hauptperson der Grabtafel-Inschrift war, wie schon gesagt, der Gastwirt Estermann, und ihr Inhalt drehte sich um die wichtigsten Lebensdaten dieses Mannes, die wegen ihrer Ungewöhnlichkeit gleich auffallen müssten. In den Stein gehauen stand da zu lesen, dass der Mann zweimal in seinem Leben verheiratet war, dass er von seiner ersten Frau 15 und von seiner zweiten 16 Kinder hatte, also 31 insgesamt, was wohl eine Rekordziffer, mindestens für Länder mit herrschender Einehe, darstellen dürfte. Das Beste aber an der Inschrift war der am Schluss angefügte Nebensatz, der lautete: „deren die noch 22 Lebenden ihm diesen Grabstein gewidmet haben!“.

Es kommt nicht alle Tage vor, dass 22 Kinder einem Vater in’s Grab schauen können. Ich weiß nicht, warum man diese Steintafel bei der Kirchenrestaurierung aus der Mauer herausgerissen und entfernt hat, und auch nicht, wo sie hingekommen ist. Erwähnt sei als etwas ebenfalls Ungewöhnliches noch, dass diese vor einem Jahrhundert so zahlreiche Familie Estermann bis auf wenige noch vorhandene Nachkommen fast ausgestorben ist.

An der Straße von Prien nach Wildenwart etwa halbwegs steht zwischen den beiden Weilern Siggenham und Bachham auch eine Art von Grabdenkmal oder besser gesagt Erinnerungsstein, ein Materl, das bildlich und inschriftlich von einem auch nicht gerade alltäglichen Unglücksfall kündet, der vor Jahrhunderten schon sich zugetragen hat. Im 17. Jahrhundert saßen auf Schloss Wildenwart die Freiherren von Schurf, denen später dort Preysinge folgten. Im 19. Jahrhundert war das Schloss der Witwensitz der Herzogin von Modena, die eine Tochter des Königs Ludwig I. von Bayern und Schwester des Prinzregenten Luitpold war. Ein Schurf nun ist der Gegenstand der bildlichen Darstellung des Materls, und die Inschrift besagte, dass dieser Schurf Ferdinand Frhr. v. Schurf, auf einem Ritt von Spanien nach Wildenwart hier an dieser Stelle, nur zwei Kilometer von seinem heimatlichen Schloss entfernt, als er anscheinend über einen Zaun setzen wollte, durch einen unglücklichen Sturz vom Pferde sein Leben einbüßte. Ein Man also reitet im 17. Jahrhundert durch halb Europa, er nähert sich nach wochenlangem Ritt schon seinem Ziel, und als sein Auge es bereits erblickte, holt der hinter ihm reitende Tod ihn ein. Ein tragisches Geschick! Der Urgroßvater meines Urgroßvaters, dessen Bauernhof in Stetten nur ein paar Kilometer von der Unglücksstelle entfernt lag und der ungefähr zur selben Zeit wie dieser Schurf sich dort des Daseins erfreute, dürfte also dessen tragisches Ende noch miterlebt haben. Und er sowohl wie seine Nachkommen, meine Ahnen, werden auf ihren Kirchen- und Schulwegen gar oft an dieser Unglücksstelle und an dem steinernen Marterl vorübergegangen sein.

Das Jahr 1886 war ein erster Wendepunkt in meinem Leben. Im ausgehenden Winter dieses Jahres fielen die Würfel meines Schicksals. Freilich, das schließliche Ergebnis daraus war nicht so, wie die, die die Würfel warfen, gemeint hatten. Ein geistlicher Herr sollte ich werden, dazu hätte ich das Zeug, meinten sie. Zunächst meinte ich das auch, nämlich dass ich ein geistlicher Herr werden wollte, weil ich es damals nicht besser verstand. Das Zeug dazu hätte ich wohl auch gehabt, aber als es später darauf ankam, fehlte mir die Lust. Aber mit meinen zwölf Jahren glaubte ich selber daran. Und so wurde ich denn meinem lieben, verehrten Cooperator Hauner, der damals als Pfarrer von Puchheim bei München gestorben ist, anvertraut, der mir die Anfangsgründe der lateinischen Sprache beibringen sollte. Das tat er auch und zwar mit dem besten Erfolg. Denn ich bestand nach noch nicht halbjährigem Unterricht im Herbst des gleichen Jahres die Aufnahmeprüfung in die zweite Klasse der „isolierten Lateinschule“ Rosenheim[24] (die die ersten fünf Klassen des Gymnasiums umfasste) mit Glanz und Gloria. In den anderen Fächern außer dem Latein war ich den Prüflingen und den aus der ersten Klasse kommenden Schülern Dank meiner guten und vollständigen Volksschulbildung sowieso überlegen.

Mein lieber Kooperator Hauner hat mir übrigens, gewissermaßen als Belohnung für meine mir von ihm beigebrachten lateinischen Leistungen, einmal eine köstliche Geschichte erzählt, die ihm passierte, als er eines Sonntags den erkrankten Seelsorger der benachbarten Pfarrei Frasdorf aushilfsweise vertreten musste. Der Meßner dieses am Fuße des Samerberges gelegenen Pfarrdorfes – man sagt den Samerbergern wegen ihrer Ungeschlachtheit und Klobigkeit nach, dass drei von ihnen im Wirtshause einen ganzen Tisch bräuchten – hatte meinen Instruktor in der Sakristei mit den feiertäglichen Messgewändern bekleidet und alles sonst Nötige zum Beginn des Hochamtes vorbereitet. Befriedigt von dieser seiner wichtigen Tätigkeit für den fremden hochwürdigen Herrn trat er nunmehr aus der Sakristei vor das sog. Speisgitter, die Kommunionbank, und schrie über die Köpfe der gottesfürchtig versammelten Gemeinde mit Stentorstimme zur Chorempore hinauf: Heits g‘richt, nacha loß en außa? Das heißt hochdeutsch ausgedrückt: Seid Ihr gerichtet (fertig), nachher lasse ich ihn heraus, den geistlichen Herrn nämlich zum Gottesdienst. Und das tat er dann auch, nachdem vom Chor herab ihm der diesen dirigierende und die Orgel schlagende Schulmeister ein zustimmendes Zeichen gemacht hatte, und ließ ihn heraus, so etwa wie ein Tierbändiger, der ein wildes Tier loslässt. Der Herr Kooperator Hauner aber, als er mir das erzählte lachte, nachdem er zuvor eine mächtige Prise Schmei[25] genommen, schallend, vergnügt und immer noch dankbar für das Herausgelassen werden, über die Heldentat des Samerbergerischen Meßners.

Bevor ich meine Chiemgau-Heimat verlasse, muss ich noch kurz des großen Ereignisses des Jahres 1886 gedenken, des Todes des unglücklichen Königs Ludwig II. Auch am Chiemsee waren wie in den anderen Gebirgsgegenden Bayerns, in denen der Monarch durch seine häufigere persönliche Anwesenheit die Sympathie der Bevölkerung gewonnen hatte, die Trauer und die Erregung über seinen tragischen und mysteriösen Tod groß, und die tollsten Gerüchte waren darüber im Umlauf. Auch herrschte naturgemäß erhebliche Spannung, was nun aus dem noch nicht einmal zur Hälfte ausgebauten Märchenschloss des Toten werden sollte. Der Bau hatte Geld unter die Leute und der ganzen Gegend eine gewisse wirtschaftliche Belebung gebracht.

Mit dem Tode Ludwig II. stand alles still. Die königliche Familie war nicht gewillt und wohl auch nicht in der Lage, weiter Geld für diese Zwecke aufzuwenden. Die durch den Bau der drei Schlösser Lindenhof, Neuschwanstein und Herrenchiemsee aufgelaufene Schuldenlast war ohnehin schwer genug. So war es wohl die beste Lösung, die gefunden werden konnte, als man sich entschloss, die Bauten des prachtliebenden Königs gegen Entgelt dem allgemeinen Besuche zugänglich zu machen. Auf diese Weise gewann man wenigstens die Mittel zur Erhaltung der Bauten und durch den unerwarteten Riesenbesuch der ersten Jahre darüber hinaus auch noch Mittel zur Tilgung der Schulden.

Auch unter die Bevölkerung der betr. Gegenden floss durch den nun einsetzenden Fremdenstrom wieder viel Geld. Der Chiemsee, der bis dahin, vom Verkehrsstandpunkt aus gesehen, ein ziemlich verträumtes, einsam-stilles Dasein geführt hatte, dessen Schönheiten im Allgemeinen nur die Natur-Feinschmecker nachspürten, fing jetzt an, in Mode zu kommen. In jener stillen Zeit waren seine ständigen Sommerfrequentanten in der Hauptsache die Maler gewesen, die Landschafter, die ihn zwar längst entdeckt, aber ihre köstliche Entdeckung höchstens durch ihre Bilder an die beschränkte Zahl der Ausstellungsbesucher und der Käufer ihrer Bilder verraten hatten. Die Menschenfluten, die nun zum Märchenschloss des zweiten Ludwig strömten, waren wenig nach dem Geschmack der Maler, die ihre idyllische Fraueninsel und den ganzen Chiemsee dazu sozusagen als ihre ureigenste Domäne zu betrachten gewohnt waren. Und wenn zunächst auch nur Ausläufer der menschlichen Welle, die die Herreninsel überfluteten, das Gestade des kleinen Schwestereilandes bespülten, so ahnte dem Künstlervolk, das sich dort und vereinzelt auch in und bei Prien und anderen Uferorten des Sees eingenistet hatte, doch und, wie sich bald und immer mehr zeigte, nicht mit Unrecht, dass es mit seiner Abgeschlossenheit und schönen Einsamkeit rasch dem Ende zuging.

Der steigende Verkehr und seine in gleichem Maße unzulänglicher werdende Bewältigung gaben ein Problem auf, das dringend nach seiner raschen Lösung verlangte. Karl Benzens erster Kraftwagen rollte zwar fast zur selben Zeit, nämlich auch im Jahre 1886, schon durch die Straßen Mannheims, aber er wäre für solche Verkehrszwecke auch noch nicht und so schnell brauchbar gewesen, wenn er bereits in entsprechenden Mengen zur Verfügung gestanden hätte. Am Chiemsee jedenfalls wussten sie damals noch nichts von Autos und ihrem möglichen Einsatz für einen Massenverkehr, und deshalb musste man diesem Verkehrsproblem auf andere Weise zu Leibe rücken.

Die in jenen Jahren noch verhältnismäßig schmale Straße von Prien zum Landeplatz in Stock war kaum noch imstande, den von geschäftstüchtigen Kleinunternehmern improvisierten Verkehr von Pferdefuhrwerken aller Art, von Ein- und Zweispännern, die weit mehr primitiv als komfortabel waren, Stellwagen, Landauern[26] etc. und daneben noch die Prozessionen von Fußgängern von den Zügen zum See und umgekehrt aufzunehmen. Das Gedränge und Geschiebe, das Geschrei der Fußgänger und das Schimpfen der Fuhrwerkslenker wurden für Einheimische und Fremde immer unerträglicher, und als auch noch Unfälle passierten, schien es höchste Zeit, hier Wandel zu schaffen. Da war es der kluge, wenig redende, aber zur rechten Zeit handelnde Dampfschiffbesitzer Ludwig Feßler, der mit sicherem Blick und fester Hand dem unhaltbaren Zustand ein Ende machte. Zusammen mit den Inhabern der Münchner Lokomotivfabrik Kraus und Co.[27] ließ er gegen den Widerstand der Priener, die selbst nicht Mut und Unternehmungsgeist genug aufbrachten, die Sache als Gemeindeunternehmen aufzuziehen, eine kleine, etwa zwei Kilometer lange Lokalbahn vom Bahnhof Prien zum See bauen. Und da der bescheidene, aus den 60er Jahren stammende alte „Maximilian“ mit einem Fassungsvermögen von einigen hundert Personen im Höchstfalle den Verkehr auf dem See auch nicht entfernt mehr gewachsen war, entschloss sich der tätige Mann auch noch zur Anschaffung eines zweiten Dampfers, des jetzigen „Luitpold“, der Raum für mindestens 500 Personen bietet.

Der alte „Maximilian“, von Ludwig Feßlers Vater erbaut, war übrigens der unmittelbare Nachfolger des von dem Grassauer Zimmermeister Wolfgang Schmid erstellten, überhaupt ersten und noch mit Holz geheizten Chiemsee-Dampfers, den Steub eine „Bauernarche von Rührender Einfalt“ nannte. Das Risiko, das Ludwig Feßler mit den gleichzeitig an ihn herantretenden Kosten für Schiff und Bahn übernahm, dürfte sich übrigens gelohnt haben. Und was die Hauptsache war: es wurde rasch und gründlich Ordnung geschaffen.

In Herrenchiemsee musste man bald daran gehen, den nur im Rohbau fertiggestellten nördlichen Flügel des Schlosses – der südliche war überhaupt noch nicht in Angriff genommen – abzubrechen, da ein Ausbau nicht in Frage kam und die dauernde Erhaltung eines Ziegelrohbaues keinen Sinn gehabt hätte. Auch Erhaltung und Weiterbetrieb der wundervollen Wasserspiele erwiesen sich als zu kostspielig, so dass man zur Stilllegung schreiten musste. Die Leitungsrohre wurden herausgerissen und samt den Pumpmaschinen verkauft. Wer den Park des neuen Schlosses in seiner ursprünglichen Pracht gesehen hat, dem macht er in seinem heutigen Zustand den Eindruck der Öde und des Verfalls.

Die Herreninsel hatte vor der Chiemsee-Tieferlegung einen ungefähren Flächeninhalt von rund 700 Tagwerken, also etwa 240 Hektaren. Durch die Tieferlegung ist der Insel ein bedeutender Landzuwachs entstanden, der jetzt allmählich schon sich zu verwachsen anfängt und in einigen Jahrzehnten auch für eine Kultivierung reif werden dürfte. Nach oberflächlicher Schätzung mag dieser Zuwachs einmal wohl an die hundert Tagwerke oder etwa 30 Hektar neuen Bodens ergeben. Das entspräche schon dem Grundbesitz eines recht ansehnlichen Bauernhofes, wenn man sich die Mühe nähme, diesen neu zuwachsenden Inselboden zu kultivieren. Eine dankbare Aufgabe für einen Arbeitsdienst gäbe das, der für unsere Jugend so heilsam wäre, von der Demokratie aber leider abgelehnt wird.

Der mit dem sog. alten Schloss, dem ehemaligen, 1803 säkularisierten Kloster verbundene landwirtschaftliche Betrieb auf der Herreninsel beruht jetzt in der Hauptsache auf der Viehwirtschaft. Nebenbetrieb sind ein nicht unbeträchtlicher Obst- und Gartenbau und die Nutzung des annähernd die Hälfte der Inselfläche bedeckenden Waldes. Früher d. h. bis zum ersten Weltkrieg war die Brauerei eine sicher nicht unbedeutende Einnahmenquelle für die Besitzer der Insel, die seit der Säkularisation fast ein halbes Dutzend Mal gewechselt haben. Zur Zeit des ersten Weltkrieges war sie noch königliche Besitzung und unterstand als solche der sog. Krongutverwaltung.

Die Brauerei bzw. ihr Erzeugnis hatte sich im Laufe der Jahre im ganzen Chiemgau und darüber hinaus einen guten Ruf erworben, und der Bierabsatz war infolgedessen ein recht ansehnlicher geworden und hätte bei etwas mehr Rührigkeit der Verwaltung gewiss noch gesteigert werden können. Umso erstaunlicher ist die Tatsache, dass der Bierabsatz in den letzten Jahren vor dem Kriege zurückging, und noch erstaunlicher ist die Ursache dieser Erscheinung, die in der Schwerfälligkeit der Verwaltung lag. Die Großbrauereien der Städte kamen der zunehmenden Kreditbedürftigkeit der Bierabnehmer, nicht nur der eigenen, sondern auch solcher, die es werden wollten, weitgehend entgegen durch die Gewährung von Hypotheken und nicht selten auch dadurch, dass sie die Wirtschaften aufkauften und die Wirte als Pächter einsetzten. Die Krongutverwaltung verschloss sich, obwohl sie durchaus über die erforderlichen Mittel verfügt hätte, grundsätzlich solchen wirtschaftlichen Zeitnotwendigkeiten, und so kam es, dass mehr und mehr Wirte, die bisher Chiemsee-Bier ausgeschenkt hatten, ihren Bierbedarf bei Brauereien deckten, die ihren Kreditwünschen zugänglicher waren. Als dann überraschend auch noch der Krieg dazu kam, ließ die Verwaltung zum großen Bedauern der Bevölkerung im ganzen Chiemgau die Brauerei völlig eingehen und brachte es sogar fertig, die gesamte Brauereieinrichtung gleich zu verschleudern und sich damit selbst die Möglichkeit einer eventuellen Wiederaufnahme des Brauereibetriebes nach dem Kriege zu unterbinden. Von den Konkurrenten freilich wurde dieses Vorgehen lebhaft begrüßt und auf Umwegen vielleicht auch noch ein wenig gefördert.

Alte Leute, darunter auch der Verfasser, erinnert sich noch gerne des vorzüglichen Inselbieres, und es ist ewig schade, dass man diese für den Produzenten wie für die Konsumenten gleich schätzenswerte Quelle so leichten Herzens versiegen ließ. Es erscheint nicht verwunderlich, wenn gar Manche nach solchen Erfahrungen zu einer skeptischen Einstellung gegenüber wirtschaftlichen Unternehmungen des Staates und zu der Meinung gelangen, dass die staatliche Bürokratie kein geeignetes Organ zur Leitung wirtschaftlicher Unternehmungen sei. Und man begreift, dass so Eingestellte auch unbeschadet einer grundsätzlich nicht ablehnenden Haltung gegenüber der Forderung auf Sozialisierung gewisser wirtschaftlicher Komplexe wie z. B. der Bergbaubetriebe doch Zweifel und Bedenken hegen, ob staatliche Verwaltungen hier auch wirklich zum Nutzen der Allgemeinheit und nicht etwa wieder bloß Einzelner zu arbeiten imstande und Willens sein würden, und ob nicht eine kräftige, aber dabei vernünftige Besteuerung der Privatwirtschaft dem Staate mindestens den gleichen Nutzen brächte, aber einen aufgeblähten, kostspieligen und dabei immer mit gewissen, namentlich in moralischer Hinsicht verheerenden Gefahren verbundenen Verwaltungsapparat entbehrlich machen würde.

Anmerkungen

[1] Südd. Getreide-/Kornspeicher; Östrr. Gerichtsplatz/-gebäude

[2] Blaubeeren?

[3] Wenn in Aschau der Hahn kräht, dann rührt er sich

[4] Da hat der Hahn halt nicht gekräht

[5] Heute Ruhpolding-Labenbach

[6] Vetter – Cousin; Base – Cousine

[7] lat. Verbotener Weise

[8] Marstaller, Oberstallmeister etc., Verwalter des Reitstalls

[9] https://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Ritter_von_Brandl

[10] Anton Hager und auch Anton Bruckner finden in einem Artikel des „Traunsteiner Tagblatt“, Oktober 2010 Erwähnung: „Die musische Ader wird ihr in die Wiege gelegt: Der Vater (1834–1918) – in seinen ‚besten Jahren’ eine barocke Gestalt, lebenslustig, aus listigen Äuglein lachend – ist ein aus kinderreichen Verhältnissen stammender Niederbayer, gelernter Gürtler, dann spätberufener Lehrer. Am Seminar in Linz unterrichten ihn Adalbert Stifter und Anton Bruckner. Der feinsinnige Musiker und Komponist leitet in Prien den Kirchenchor, in Traunstein ist er Ehrenmitglied der Liedertafel. Die Mutter (1839–1921) – ernst, schmal, gezeichnet von der Sorge um die große Familie – wächst als Tochter eines oberbayerischen Bezirksarztes auf.“ https://www.traunsteiner-tagblatt.de/das-traunsteiner-tagblatt/chiemgau-blaetter/chiemgau-blaetter-2019_ausgabe,-franziska-hager-lyrikerin-und-heimatschriftstellerin-_chid,898.html

[11] In „Lausbubengeschichten“ verarbeitet Thoma diese Zeit

[12]„… halt auch nicht mehr klug!“

[13] Siehe zu Friedrich III https://www.welt.de/geschichte/article117053837/Wenn-Kaiser-Friedrich-III-laenger-gelebt-haette.html

[14] Einen Reisebericht mit Bildern zu San Remo fand ich unter https://frauzuckerbroetchen.com/sanremo-die-kleine-kurstadt-des-einstigen-hochadels-tag-1/

[15] Bayr. Säkularisation 1802/03

[16] Vermutlich dieses Unternehmen http://www.kaffeetraditionsverein.de/index.php/Heinr._Franck_S%C3%B6hne

[17] Vermutlich dieses Unternehmen: https://www.sn.at/wiki/Andre-Hofer-Feigenkaffeefabrik

[18] Preußen besiegt Frankreich, Reichsgründung, Pariser Kommune

[19] https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_von_Bomhard

[20] Paul von Hindenburg, 1847-1934. Im Alter von 77 Jahren wurde Hindenburg im zweiten Wahlgang, unterstützt vom antirepublikanischen Reichsbürgerblock zum Reichspräsident gewählt. In Direktwahlen unterlag der bisherige Reichspräsident Friedrich Ebert (SPD) einer Allianz aller Rechtspopulisten und reaktionären bürgerlichen Parteien der damaligen Zeit. Hindenburg machte kurz vor seinem Ableben, Adolf Hitler zum Reichskanzler und damit den Weg frei in eine der verbrecherischsten Diktaturen, die die Welt bis dato gesehen hat. Hindenburg wird in Deutschland bis ins 21. Jahrhundert in Ehren gehalten. Erst im Jahre 2020 entzog die Hauptstadt Berlin Hindenburg die Ehrenbürgerschaft. Lange behauptete das deutsche, konservative Bürgertum entgegen zahlreicher Indizien für die Korruption Hindenburgs, die Machtübergabe an Hitler sei sozusagen ein Betriebsunfall, weil auf die „Demenz“ des Reichspräsidenten zurückzuführen. Dass dies kompletter Unsinn ist, kann unterdessen als nachgewiesen gelten. Es gab wohl einen Deal. Hindenburg macht Hitler zum Reichskanzler, als Reichskanzler sorgt Hitler dafür, dass die Untersuchungen gegen Hindenburg eingestellt werden. Der Autor Dieter Hoffmann legt in seinem Buch „Der Skandal“, diverses Beweismaterial vor. „Im Mittelpunkt steht ein Skandal, den damals schon viele als die Ursache für Hindenburgs Vorgehen ansahen und der im Januar 1933 in zunehmendem Maße die deutsche Öffentlichkeit und die Presse beschäftigte. Ein Ausschuss des Reichstags begann, den Hinweisen auf betrügerische Machenschaften bei der „Osthilfe“, dem größten Subventionsprogramm der Weimarer Republik, nachzugehen. Die Finanzhilfen kamen hauptsächlich den ostelbischen Großgrundbesitzern zugute, während das Volk unter den Lasten der Weltwirtschaftskrise und Arbeitslosigkeit“ litt. <https://www.jpc.de/jpcng/books/detail/-/art/dieter-hoffmann-der-skandal/hnum/9632142>

[21] Interessant. Der Grabstein scheint zumindest fotografisch/virtuelle wieder aufgetaucht zu sein, hier ein Bericht aus dem Jahre 2015: https://www.myheimat.de/prien-am-chiemsee/kultur/alte-gedenksteine-offenbaren-oft-lebensgeschichten-d2705964.html

[22] In Prien betreibt eine Familie Estermann das Hotel „Bayerischer Hof“. Möglicherweise besteht eine Verbindung. https://www.bayerischerhof-prien.de/

[23] Paten

[24] https://www.stadtarchiv.de/stadtgeschichte/rosenheim-im-wandel-der-zeit/detailseite/timeline/detail/das-humanistische-gymnasium/

[25] Schnupftabak

[26] Sozusagen der Cabrio unter den Pferdekutschen

[27] Siehe dazu: http://www.schmalspur-europa.at/schmalsp_19.htm

 

 

 

 

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